Fraßschäden durch blattfressende Insekten an Eiche und PSM-Einsätze in Baden-Württemberg

Der Wald in Baden-Württemberg nimmt fast 38 % der Landesfläche ein und macht Baden-Württemberg damit zu einem der waldreichsten Bundesländer. Insgesamt finden sich 50 verschiedene Baumarten in den Wäldern Baden-Württembergs – die häufigsten davon sind Fichte, Buche, Weiß-Tanne, Kiefer und Eiche. Derzeit bestehen knapp 60 % der Waldfläche aus Nadelbäumen, dabei nimmt der Anteil der Laubbäume allerdings stetig zu. So wird zum einen die Baumartenzusammensetzung zunehmend natürlicher, mit gut 50 % sehr naturnaher und naturnaher Bestockungen und zum anderen werden die Waldbestände älter und mehrschichtiger. Der Wald übernimmt dabei vielschichtige Funktionen für Mensch und Natur – er wird zur Holzproduktion genutzt, übernimmt diverse Schutzfunktionen für das Klima und den Artenschutz und dient dem Menschen als Erholungsraum.

Wo sind die Eichen in Baden-Württemberg besonders von blattfressenden Insekten betroffen?

Die Blätter der Eiche fressen vor allem diverse Raupen phyllophager Schmetterlingsarten, welche zu ernsthaften Vitalitätsverlusten führen können und daher unter dem Begriff Eichenschadgesellschaft zusammengefasst werden. Die Eichenschadgesellschaft – ein Komplex aus frühfressenden und spätfressenden Arten – besteht aus dem Grünen Eichenwickler (Tortrix viridana), Großen und Kleinen Frostspanner (Erannis defolaria und Operophthera brumata) einerseits und dem Eichenprozessionsspinner (Thaumetopoea processionea) und Schwammspinner (Lymantria dispar) andererseits. Treten primäre Schadfaktoren wie die Fraßtätigkeit der Eichenschadgesellschaft mit sekundären schadverstärkenden Faktoren wie dem Eichenprachtkäfer zusammen auf, steigt das Risiko flächiger Absterbeerscheinungen unter den Eichen stark an. In den vergangenen Jahren waren Eichenflächen in mehreren Landesteilen Baden-Württembergs von Insekenfraß betroffen. Betrachtet man die Fraßflächen bezogen auf die Waldfläche in den betreffenden Landkreisen, waren in den letzten Jahren vor allem Regionen im Zentrum Württembergs und auf der Ostalb von Insektenfraß betroffen. Hier gewann der Eichenprozessionsspinner in den letzten Jahren zunehmend an Bedeutung. In der Oberrheinebene verursacht der Maikäfer seit Jahren Schäden am Wald. Der durch die Engerlinge verursachte Wurzelfraß stellt hier für den Wald jedoch in aller Regel eine größere Gefährdung dar, als der Blattfraß durch die adulten Käfer. Auch die Aktivität durch Frostspannerraupen hat hier in der Vergangenheit zu Kahlfraß geführt. Im Norden Baden-Württembergs trat zudem in den letzten Jahren Kahlfraß durch Schwammspinnerraupen auf.

Wann war der Insektenfraß besonders intensiv?

Die Erfassung von Schädlingsvorkommen oder zum Beispiel Kahlfraßereignissen erfolgt zunächst über das Waldschutzmeldewesen. Die Fraßintensität wird hier in drei verschiedenen Schadgraden gemeldet, wobei unterschieden wird, ob ein Gesundheitsrisiko besteht, wirtschaftlich fühlbare oder bestandesbedrohende Schäden entstehen. Für ein vorliegendes Gesundheitsrisiko, etwa durch den Eichenprozessionsspinner, wird der Schadgrad 0 gemeldet. Schadgrad 2 wird gemeldet, wenn eine deutliche Schwächung der Vitalität des Bestandes erwartet wird. Und bei einer nicht anzunehmenden Erreichung der eigentlichen Bewirtschaftungsziele wird Schadgrad 3 gemeldet. Dies ist beispielsweise dann der Fall, wenn die Hauptbaumart flächig stark geschädigt ist und ein Absterben der Bäume wahrscheinlich oder schon eingetreten ist. In den letzten Jahren dominierten vor allem die Meldungen über Gesundheitsgefährdungen durch den Eichenprozessionsspinner. Aber auch Fraßereignisse, verursacht vor allem durch den Eichenprozesionsspinner und den Schwammspinner, wurden dokumentiert. Trotz des rapiden Anstiegs an Meldungen seit 2018, wofür hauptsächlich die Meldungen des Schadgrads 0 (Eichenprozessionsspinner) verantwortlich sind, mussten nur sehr wenig Flächen mit Pflanzenschutzmitteln behandelt werden. In den Jahren 2006, 2007 und 2008 wurden in der Oberrheinebene der Waldmaikäfer und die Eichenfraßgesellschaft reguliert.

Weitere Informationen

Ansprechpartner zum Thema Waldschutz in Baden-Württemberg

Forstliche Versuchs- und Forschungsanstalt Baden-Württemberg
Abteilung Waldschutz Wonnhaldestr. 4
79100 Freiburg i.B.
0761/4018-0
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