Fraßschäden an Eiche und PSM-Einsätze gegen blattfressende Insekten in Brandenburg
Eichenwälder bedeckten ursprünglich mehr als die Hälfte der Waldfläche des Landes Brandenburg. Vor allem Südbrandenburg ist „Eichenland”. Es verwundert daher nicht, dass die Eiche für die Menschen im gesamten nordostdeutschen Tiefland nicht nur Standhaftigkeit und Bodenständigkeit verkörpert. Vor allem die heimischen Arten Trauben- und Stieleiche prägen die Eichen- und Mischwälder Brandenburgs. Die aus Nordamerika stammende Roteiche ist aber auch keine Seltenheit. Sowohl Trauben- als auch Stieleiche sind mit 5,1 % Anteil an der Waldfläche nach der Rotbuche aktuell die waldwirtschaftlich bedeutendsten Laubbaumarten in Brandenburg. Beide Baumarten spielen eine große Rolle für den ökologischen Waldumbau.
Wo sind die Eichen in Brandenburg besonders von blattfressenden Insekten betroffen?
In Brandenburg hat vor allem die Eichenfrühjahrsfraßgemeinschaft in den vergangenen Jahrzehnten auch flächig zu intensiven Fraßschäden geführt. Hauptverursacher der Blattverluste waren zumeist Großer und Kleiner Frostspanner, in Gemeinschaft mit verschiedenen Frühlingseulen und anderen Schmetterlingsarten. Betroffen können alle Eichenflächen bzw. auch Mischwälder sein, da Frostspanner, Frühlingseulen und Schwammspinner polyphag sind, also an verschiedenen Laubgehölzen fressen. Schwammspinner und Eichenwickler spielen in Brandenburg eine eher untergeordnete Rolle. Seit 2008 haben die Fraßschäden durch den Eichenprozessionsspinner sehr deutlich zugenommen. Immer neue Befallsgebiete kamen bis 2013 dazu. Diese befinden sich hauptsächlich in der Nordwesthälfte Brandenburgs. Besonders betroffen ist neben der Prignitz, Ostprignitz-Ruppin und dem Havelland auch der Fläming.
Wann war der Insektenfraß besonders intensiv?
Für die Frostspanner wird bisher ca. alle 10 Jahre mit einer Massenvermehrung gerechnet. Zuletzt waren 2012 und 2013 sehr auffällige Fraßjahre - sowohl der Frühjahrsfraßgemeinschaft der Eiche als auch gleichzeitig des Eichenprozessionsspinners. Blattmasseverluste durch den Eichenprozessionsspinner haben seit 2008 kontinuierlich, sowohl die Fläche als auch die Intensität betreffend, deutlich zugenommen. 2011-2014 wurde ein Höhepunkt der Gefährdung erreicht. Da mehrmaliger Kahlfraß zum Absterben von Eichen führt, wurden so gefährdete Eichenbestände vielfach mit Insektiziden behandelt. Auf dem Höhepunkt der Massenvermehrung des Eichenprozessionsspinners erfolgte 2013 ein für Eichenbestände bisher ungewöhnlich umfangreicher Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf ca. 8.700 Hektar. Brandenburg hat dabei konsequent auf selektive Bakterienpräparate gesetzt. Das Ausmaß der Schäden für die Waldbestände hängt in hohem Maße von der Vitalität der Eichen ab. Dürrejahre und damit verbundene Austriebsstörungen der Eichen erhöhen die Gefahr des Absterbens der Bäume. Der Prozess kann sich über Jahre hinziehen. Bei Entscheidungen über den Einsatz von Insektiziden spielt der Erhalt von Saatgutbeständen oder sehr wertvollen Beständen eine besondere Rolle.
Weitere Informationen:
- Aktuelle Waldschutzinformationen aus Brandenburg
- Waldzustandsbericht 2022
- Die Bewirtschaftung der Eiche im nordostdeutschen Tiefland - Flyer vom Landesbetrieb Forst Brandenburg
Ansprechpartner zum Thema Waldschutz in Brandenburg
Landesbetrieb Forst Brandenburg
Landeskompetenzzentrum Forst Eberswalde (LFE)
Fachbereich 43 Waldschutz und Wildökologie Alfred-Möller-Str. 1
16225 Eberswalde
Webseite des LFE